Ernährungsministerin will Zucker in Baby-Tee verbieten. Ohne Diskussion.

So richtig auf den Punkt gebracht war nur der Zeitplan für den Auftritt von Julia Klöckner auf dem AOK-Zuckerreduktionsgipfel.
Ankunft um 12.00 Uhr. Auftritt mit vorbereiteter Rede bis 12.30 Uhr. Abgang und Weiterfahrt zum nächsten Termin.
In der Rede zunächst charmante PR für ihre wenige Tage vorher mit der Lebensmittelindustrie geschlossene Vereinbarung über weniger Fett, Zucker und Salz in Fertigprodukten. Auf freiwilliger Basis soll dem Pakt folgend die Wirtschaft diese nachweislich ungesunden Bestandteile von industriell hergestellten Lebensmitteln reduzieren. Klöckner glaubt nach eigenen Worten an die Einsichtsfähigkeit der Macher. Und überhaupt: Sie will nicht die Geschmacksgouvernante der Nation sein, die den Menschen vorschreibt, was sie zu essen haben. Essen müsse Freude machen. Dazu stehe sie, auch im Hinblick auf ihre Vergangenheit als Weinkönigin. Oh ja, das wirkt natürlich authentisch. Als „Klöckners Kniefall vor der Lebensmittelindustrie“ bezeichnet es ganz nüchtern die „Süddeutsche Zeitung “ am 19. Oktober.
Weil die Ministerin aber offenbar das richtige Gefühl hat, dass sich etwas bewegen muss, stellt sie am Ende ihrer halbstündigen Rede in Aussicht, sich – auch auf EU-Ebene – für das Verbot von Zucker in Baby-Tees und Baby-Keksen einsetzen zu wollen. Im kommenden Jahr 2019 will sie dafür sorgen, dass dafür die Diätrichtlinie geändert wird. Der Zuspruch, den sie für dieses Vorhaben auf Facebook und per Twitter bekam, habe sie überrascht. Viele junge Eltern hätten ihre Verwunderung geäußert, dass Zucker in Baby-Nahrung überhaupt erlaubt sei. So viel zum Stand der Dinge bei Gesundheitskompetenz und Ernährungswissen.
Klöckners Positionierung auf dem AOK-Zuckergipfel dazu: „Da geht es um die Schutzbefohlenen. Die süßen Babys brauchen keinen Zucker im Tee“, klingt wie ein flotter Werbespruch. Eine ernst gemeinte Linie sollte weiter reichen.
Höflicher Beifall des Publikums beim Zuckerreduktionsgipfel .
Rückfragen und Diskussion sind auf Grund des engen Zeitkorsetts der Ministerin nicht möglich. Nach einer halben Stunde muss sie weiter zur Bundespressekonferenz.