Honig im Kopf und Handtaschen im Kühlschrank

Dank dem medizinischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte werden wir statistisch gesehen immer älter. Das hört sich erstmal gut an. Wir sehen uns aber dadurch auch häufiger mit Krankheiten konfrontiert, die man früher aufgrund der geringeren Lebenserwartung des Menschen als solches nicht kannte. Zum Beispiel Demenz.
Krankheit kommt im hohen Alter
Ca. 1,4 Millionen Menschen leiden in Deutschland an der Krankheit, die wörtlich übersetzt „Weg vom Geist“ bedeutet und vom stufenweisen Verlust kognitiver Leistungen wie Denken, Erinnern, Sprechen und Orientieren geprägt ist. Das Erkrankungsrisiko steigt rapide im hohen Alter: von den 65-69 Jährigen ist nur etwa jeder Zwanzigste betroffen, von den 75-79 Jährigen bereits jeder Achte und im Alter zischen 80 und 90 schon fast jeder Dritte. Das heißt: Je älter die Bevölkerung, desto höher der Anteil der Demenzkranken. Aber was bedeutet Demenz für Betroffene und Angehörige?
Angst und Wut, Sorge und Ratlosigkeit
Die Tragikomödie „Honig im Kopf“ mit Til Schweiger und Dieter Hallervorden brachte das Thema im Jahr 2014 ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Der Film illustriert auch den schleichenden Krankheitsverlauf, der im frühen Stadium von den Betroffenen häufig selbst bemerkt und vertuscht wird, sie aber zunehmend verunsichert und ängstigt. Wut und Traurigkeit entladen sich oft in heftigen Gefühlsausbrüchen der Erkrankten.
Als Angehöriger ist man besorgt und ratlos. Man will es anfangs nicht wahrhaben und reagiert verärgert, wenn der Vater wichtige Termine vergisst, die Mutter plötzlich Wochentage verwechselt oder die Tante Haushaltsgegenstände im Kühlschrank aufbewahrt.
Nicht verzweifeln – Unterstützung suchen
Heilbar sind die meisten Formen der Demenz bisher leider nicht. Was kann man also tun? Wichtig ist, sich über Hilfs-, Betreuungs- und Entlastungsangebote zu informieren – sowohl als Betroffener als auch als pflegender Angehöriger. Denn was nützt es, wenn die gut gemeinte Pflege des Erkrankten für einen selbst zur inneren Zerreißprobe wird?

Den vom Förderverein Sächsischer Altershilfepreis ausgelobten und von der AOK PLUS gestifteten Hauptpreis von 5.000 Euro, erhält in diesem Jahr die Stadt Chemnitz mit dem Projekt „DemenzNetz_C“ | Foto: Strobel
Prävention, Information, Beratung
In Chemnitz gibt es seit 2015 zum Beispiel das „DemenzNetz_C“. Das Netzwerk besteht aus verschiedenen Trägern, Institutionen, Unternehmen und Diensten. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, das Thema Demenz in der Bevölkerung zu enttabuisieren und Unterstützungs- und Entlastungsangebote für Hilfesuchende zu vermitteln und zu koordinieren. Das ist eine gute Sache, denn damit gibt es eine zentrale Anlaufstelle in der Region Chemnitz für Demenzkranke und Angehörige.
Sächsischer Altershilfepreis 2016
Der Förderverein Sächsischer Altershilfepreis e.V. prämierte am 24. Mai 2016 das DemenzNetz_C für sein innovatives Konzept zum Thema „Pflege und Betreuung 2016 – Sorge und Mitverantwortung in der Kommune“ mit 5.000 Euro. Gestiftet wurde das Preisgeld von der AOK PLUS, die besonders in Sachen Pflege auf zukunftsorientierte Angebotsstrukturen setzt:
von Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK PLUSDie Pflegelandschaft in Sachsen ist geprägt von einer sehr guten Qualität und erfolgreichen neuen Ansätzen. Diese gilt es, bekannt zu machen und weiterhin zu fördern. Auch deshalb gibt es den Sächsischen Altershilfepreis und es ist uns wichtig, dies zu unterstützen.
Ich persönlich hoffe natürlich nach wie vor auf viele unbeschwerte Jahre mit meinen Eltern und Großeltern. Sollten sie aber irgendwann Honig im Kopf und Handtaschen im Kühlschrank haben, weiß ich zumindest, dass ich nicht alleine da stehe und an wen ich mich wenden muss.