Panikmache in Thüringen – 665 Arztsitze sollen wegfallen

Schlägt man heute in Thüringen die Zeitung auf, kann man viel über angeblich bevorstehende Praxisschließungen lesen. Schuld sei das geplante Versorgungsstärkungsgesetz. Nach Berechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) würden ganze 665 Arztsitze dem Rotstift zum Opfer fallen. Eine Aussage, die bei Gesundheitspolitikern heftiges Kopfschütteln auslöst.
Scharfe Kritik kommt vor allem von Bundestagsabgeordneten der CDU und SPD. „Sind Sie eine Panikmacherin, Frau Doktor?“, fragt dann auch die Bild-Zeitung. Gemeint ist Dr. med. Annette Rommel, 1. Vorsitzende der KVT.
Thüringen trifft das nicht
Ein Sturm im Wasserglas? Der Entwurf zum Versorgungsstärkungsgesetz sieht vor, dass Praxen in überversorgten Regionen, die nicht familiär nachbesetzt werden können, durch die Kassenärztliche Vereinigung aufgekauft und dann „stillgelegt“ bzw. blockiert werden. Den Freistaat wird das nicht wirklich tangieren. Die Maßnahme zielt eher auf Großstädte wie Berlin oder München. Das ländlich strukturierte Thüringen wird, da sind sich die Experten der Krankenkassen einig, mit dem Paragrafen wohl keine großen Probleme haben.
Etwas mehr Besonnenheit
Auch in der MDR-Sendung „Fakt ist…!“ stieg Dr. med. Annette Rommel gestern Abend in den Ring, um Ängste bei den Zuschauern zu schüren. Mein Eindruck: Etwas mehr Besonnenheit täte der Diskussion gut. Bereits im November hatte sich AOK PLUS-Vorstand Rainer Striebel für mehr Sachlichkeit in der öffentlichen Debatte ausgesprochen. Der Wunsch kommt nicht von ungefähr. So hat die AOK in den vergangenen Jahren bei vielen Vorhaben der Gesundheitspolitik auf Landes- und Bundesebene erfolgreich mitgewirkt und in etlichen Bereichen wahre Pionierarbeit geleistet.
Die Panikmache, dass Praxen geschlossen würden und Patienten nicht mehr ausreichend behandelt werden können, hat einen schalen Beigeschmack. Mehr noch: Sie ist völlig deplatziert und schrammt an den tatsächlich anzugehenden Themen vorbei.