Unterwegs in Ohio: Ein Informatik-Student der AOK PLUS zu Gast an einer amerikanischen Hochschule

Als mir meine Englischlehrerin vom „SchüleRaustausch“-Programm der Stadt Dresden berichtete, bei dem Schüler in die Partnerstädte von Dresden geschickt werden, war ich direkt begeistert. Dann einer der ausgelosten Teilnehmer zu sein und von der AOK PLUS für diese Reise freigestellt zu werden, war der absolute Jackpot für mich.
Fragen von der Heimatschutzbehörde
Meine Reise startete am Dresdner Flughafen. Wir waren zehn Schüler vom Beruflichen Schulzentrum Dresden und wurden von zwei Lehrern begleitet. Als wir im ersten Flieger saßen, war die Spannung riesig. Wie würde es im Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten sein? Bis ich diese Frage beantworten konnte, lagen noch 18 Stunden Reise vor mir: Wir sind von Dresden nach Amsterdam und dann nach Atlanta geflogen, bis wir schließlich den Flug nach Columbus, Ohio, nehmen konnten.
In Amsterdam erwartete mich schon die erste Überraschung: Ein freundlicher Herr von Homeland Security, der Heimatschutzbehörde der USA, stellte mir allerlei Fragen über meinen Aufenthalt in Ägypten in diesem Jahr. Erst als er sich sicher war, dass ich kein Terrorist bin, durfte ich meine Reise fortsetzen. Um zwei Uhr nachts fielen wir in unserem Hotel in Columbus ins Bett.
Eine Stadt in der Stadt
Wie war mein erster Eindruck, als wir am nächsten Tag die Stadt erkundeten? Gigantisch. Alles ist größer – die Autos, das Essen und die Straßen. Die Menschen sind offener als in Deutschland. Was mir negativ auffiel: Die Verschwendung von Plastik ist unfassbar. In jeder Kantine, selbst beim Frühstück im Hotel, kamen Besteck, Teller und Becher aus Plastik zum Einsatz.
Unsere Studienreise startete mit dem Besuch der Ohio State University, einer Uni mit über 65.000 Studenten allein am Campus in Columbus. Es ist Stadt in der Stadt: Der Campus hat eine komplett eigene Infrastruktur. Die Ausstattung in den Laboren war sehr beeindruckend und es war spannend, zum ersten Mal eine amerikanische Universität zu sehen.
Am Samstag war ein Besuch im Football-Stadion angesagt. Es waren 110.000 Menschen dort, um das Spiel anzuschauen, das die heimische Mannschaft, die Ohio State Buckeyes, mit 52:3 gewonnen haben. Dementsprechend war die Stimmung trotz Regenwetter super.
Deutsch-amerikanisches Tandem
Am Montag gingen die Kurse am Columbus State Community College los, unserer Gastschule. Das Ausbildungssystem in Deutschland ist den Amerikanern eher fremd, daher haben wir erst einmal die Unterschiede erklärt. Schüler des Colleges hatten sich freiwillig als „Tandem-Studenten“ gemeldet, um mit uns die Tage zu verbringen und uns mehr über die Kultur und das Umfeld zu berichten. Dies war ein sehr großer Mehrwert für uns.
Nach einer Führung über den Campus und Informationen über die Studienprogramme waren wir in Labor- und Übungsräumen, um praktisch zu arbeiten. Da zu unserer Reisegruppe auch Maschinenbauer und Elektriker gehörten, besuchten wir auch Kurse in dieser Fachrichtung. Das war auch für mich interessant, da ich selbst technikbegeistert bin. Am nächsten Tag standen Firmenbesuche an: Wir sind in ein Stahlverarbeitungsunternehmen gefahren und waren danach bei Hirschvogel, einem deutschen Unternehmen, das Teile für die Automobilindustrie herstellt. Dort kommen viele Hightech-Roboter und Fräsen zum Einsatz.
Eine Runde im Elekroauto
Am Mittwoch hatten wir eine Vorlesung über Cyber Security, und danach einen Softwareentwicklungskurs, in dem wir selber einen kleinen Roboter programmierten, und sahen in einem Design- und Kunstkurs, wie Studenten komplette Kunstwerke am Computer erstellten. Weitere Firmenbesuche folgten am nächsten Tag. Wir waren im Rechenzentrum eines Cloud-Anbieters, wo ich viele Parallelen zu unserem Rechenzentrum der kubus IT in Bayreuth entdecken konnte, und in einem Entwicklerstudio für Computerspiele, was für mich als leidenschaftlichen Spieler ein kleines Highlight war.
Nach der gefüllten College-Woche stand am Freitag noch der Besuch des COSI an, ein Technik-Museum zum Anfassen. Außerdem konnten wir eine Runde mit dem elektrischen BMW i3 fahren. Schade, dass es kein Tesla war! Dennoch war es eine spannende Sache, in einem Elektroauto zu sitzen.
Dirndl und Lederhosen
Abends gingen wir ins Hofbräuhaus. Das typisch bayrische Restaurant war ein „kultureller Höhepunkt“ der Reise. Die Kellnerinnen und Kellner tragen Dirndl bzw. Lederhose und es läuft bayrische Volksmusik, auf der Karte stehen Schnitzel oder Weißwurst mit Sauerkraut. Unsere Tandem-Partner gingen wirklich davon aus, dass dies deutscher Alltag ist. Wir hatten entsprechend viel Spaß an diesem Abend.
von Mirko Thimon, AuszubildenerEs war sehr lustig zu sehen, welche Sicht die Amerikaner auf uns Deutsche haben.
Am letzten Tag des Aufenthalts sind wir nach Dayton gefahren, eine kleinere Stadt eine Stunde von Columbus entfernt. Dort habe ich mich für den Besuch im Air Force Museum entschieden, was sich auf jeden Fall gelohnt hat. Es zählt sechs riesige Hangar, gefüllt mit alten und neuen Flugzeugen aus allen Epochen. Auch die Air Force One von Präsident Kennedy konnte von innen und außen besichtigt werden. Ein gelungener letzter Tag – doch der Abschied von unseren neuen Freunden fiel schwer.
Gegenbesuch in Dresden soll folgen
Am 17. September sind wir wieder in Dresden gelandet. Es war eine unglaubliche Erfahrung zu sehen, wie die Ausbildung in den USA abläuft. Die Unterschiede sind teilweise enorm, denn ein duales System wie in Deutschland gibt es dort nicht. Durch die Tandem-Studenten konnten wir Columbus und die amerikanische Kultur aus einer Perspektive kennenlernen, die ein normaler Tourist nicht erhält.
von Mirko Thimon, AuszubildenerWir können dankbar sein für das Solidarsystem und das Ausbildungssystem in Deutschland.
Ich konnte viele Eindrücke mitnehmen und mir wurde vor Augen geführt, wie dankbar wir für das Solidarsystem und das Ausbildungssystem in Deutschland sein können. Großes Ziel ist es nun, die amerikanischen Studenten nach Dresden zu holen. Ich denke, auch ein Besuch in einer deutschen Krankenkasse wäre für sie sehr spannend, da sie das Solidarsystem in unserer Form nicht kennen.