Verhütung: Eine informierte Entscheidung treffen

Mehr als 50 Prozent der Erwachsenen, die Empfängnisverhütungsmittel anwenden, nutzen die Pille. Über die möglichen Nebenwirkungen, aber auch über den Nutzen kombinierter hormonaler Verhütungsmittel informiert eine neue Faktenbox des AOK Bundesverbandes.
Die Autoren Jenny Füsting und Bernd Lemke halten eine informierte Entscheidung für oder gegen die Pille für besonders wichtig:
Vergleichsweise sichere und einfache Verhütung
Die Möglichkeit, selbstbestimmt über die Familienplanung entscheiden zu können, ist eine unangefochten gute Errungenschaft. Nur gibt es hierfür verschiedene Methoden. Die Pille ist eine davon. Sicherlich die häufigste und die offensichtlich bequemste Art der Verhütung.
Mein nicht repräsentativer Eindruck, dass Verhütung oftmals Frauensache ist – üblicherweise in Form der Pille, sollte möglicherweise angesichts der Risiken und Nebenwirkungen nicht ganz so selbstverständlich sein. Auch der ein oder andere bisher nicht interessierte, bequeme Mann, sollte sich damit beschäftigen.
Ja, auch Frauen mögen es in puncto Verhütung bequem, aber nicht auf Kosten der Gesundheit. Und so sollte dennoch mindestens das Gespräch über die Risiken und mögliche Alternativen geführt werden. Mit dem Arzt und dem Mann.
Die AOK Faktenbox gibt anschaulich Aufschluss zur potenziellen Gefahr von lebensgefährlichen Thrombosen durch die hormonelle Verhütung. Und kann damit als erste Gesprächsgrundlage herhalten. Mit dem Facharzt können auch weitere Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen besprochen werden, ebenso welche Alternativen es gibt.
Dann eine informierte Entscheidung für oder gegen die Pille zu treffen, ist allemal besser, als sich einfach der Bequemlichkeit hinzugeben.
Männer sollten für Austausch zu Risiken und Alternativen offen sein
Aus dem Blickwinkel eines Mannes wird das Thema Verhütung ja gerne komplett auf die Frau abgewälzt. Pille, Spirale oder andere Dinge, mit denen wir uns nicht auskennen (wollen) – ganz klar Frauensache. Sie geht ja auch regelmäßig zum Frauenarzt, sogar wenn nichts wehtut, während wir…na ja, ist ja hinlänglich bekannt. Eine Adduktorenzerrung vom letzten Fallrückzieher macht was her, das kann man den Kumpels anvertrauen. Darüber kann man auch mit dem Arzt reden, aber doch nicht über Empfängnisverhütung!
Aber ganz im Ernst: gäbe es die Pille für den Mann, wäre der Pillenkonsum der Frau in puncto Verhütung möglicherweise geringer – außer sie traut ihm im Hinblick auf die regelmäßige und korrekte Einnahme nicht über den Weg. Dann nähmen beide die Pille, auch keine ideale Lösung. Leider scheiterten bisher aber alle Versuche, eine Pille für den Mann auf den Markt zu bringen. Die Nebenwirkungen waren wohl zu abschreckend.
So bleibt es also meist dabei: die Frau nimmt die Pille, das ist für beide Seiten bequem und eine ziemlich sichere Methode zur Verhütung. Allerdings müssen wir Männer spätestens dann für einen Austausch zu möglichen Risiken und Alternativen offen sein, wenn wir die Fakten kennen: die Einnahme der Pille erhöht das Risiko für Blutgerinnsel in den Venen (Thrombosen) und für Lungengefäßverschlüsse (Embolien). Die Zahlen bewegen sich zwar im Promillebereich (damit kennen wir Männer uns nebenbei bemerkt wieder besser aus…), aber das Risiko besteht.
Das ist Grund genug, eine bewusste Entscheidung zu treffen.