Warum die AOK eine elektronische Gesundheitsakte entwickelt?

Kennen Sie noch das Faxgerät? Mit dem Ding wurden ausgedruckte Blätter durch ein Gerät gejagt, gesendet, um sie dann wieder ausgedruckt auf der Empfängerseite zu erhalten. Verrückt.
Wer diese Technik für ausgestorben hält, hat falsch gedacht. Schauen wir uns ausgerechnet im Gesundheitswesen um. So kommt es nicht selten vor, dass Entlassbriefe und Leistungsanträge per Post oder eben per Fax verschickt werden, anno 2017. Und das, obwohl die Daten vorher digital erstellt worden sind – sprich beim Hausarzt, im Krankenhaus oder beim Apotheker.
Die Digitalisierung wartet nicht
Das ist ziemlich ernüchternd. Für sich genommen, werkelt momentan jeder an seiner eigenen digitalen Zukunft. Was an sich nicht verkehrt ist. Es gibt viele gute Insellösungen zur Digitalisierung, die aber im Großen und Ganzen nicht zusammenfinden.
Daran wird auch die teuerste Plastikkarte der Welt nichts ändern. Die, Stand heute, die Fortführung der Vergangenheit manifestiert. Die Telematikinfrastruktur (TI) ist derzeit durch komplexe Entscheidungsinstanzen der Selbstverwaltung und fehlende Verknüpfbarkeit der Systeme geprägt, die die Individualität zwar unterstreicht, aber gemeinsame Lösungen erschwert.
Daher taugen zentrale Lösungen, wie sie bisher in der gematik verfolgt worden sind, nicht mehr. Die Zukunft liegt in der Koexistenz vieler kooperativer Netze, die miteinander verbunden sind. Was bisher fehlt, ist die intelligente und sichere Verbindung dieser bestehenden Netze, um Medienbrüche zu verhindern.
Die Zeit ist reif
Aus diesem Grund startet die AOK-Gemeinschaft das AOK-Gesundheitsnetzwerk. Es besteht im Kern aus einer digitalen Akte. Mit ihr soll der Datenaustausch zwischen Patienten, niedergelassenen Ärzten und Kliniken vernetzt werden.
Die beteiligten Ärzte und Kliniken können über das Gesundheitsnetzwerk Diagnosen, Befunde, Röntgenbilder, Medikationspläne oder Informationen über den Impfstatus für den Patienten zur Verfügung stellen – und zwar ganz unkompliziert aus ihrer Praxis- oder Krankenhausverwaltungs-Software heraus.
Und der Versicherte?
Im Gegensatz zu anderen Systemen spielt bei dieser Lösung der Versicherte eine zentrale Rolle. Er erhält die Hoheit über seine Daten. Das heißt, die Versicherten können ihre Gesundheitsinformationen einsehen, selbst erhobene Daten wie Messwerte hinzufügen und selbst entscheiden, welcher Arzt ihre Informationen und Dokumente in der Akte einsehen darf. Damit wird die entscheidende Schwäche behoben. Es gibt den Patienten die Möglichkeit mit der eigenen Akte zu arbeiten.
Vor Datendiebstahl schützt zudem eine dezentrale Struktur. Die Daten bleiben beim Arzt oder bei der Klinik, wo sie erhoben wurden. Die AOK selbst hat keinen Zugriff auf die Gesundheitsdaten.
Keine grüne AOK-Insel
Ganz bewusst steht das Netzwerk allen Akteuren offen – auch anderen Krankenkassen. Wichtig ist, dass die AOK mit ihrem Gesundheitsnetzwerk keine „Insellösung“ entwickelt hat. Die AOK-Entwickler setzen auf Anschlussfähigkeit – auch zur Telematik-Infrastruktur der gematik.
Weitere Infos:
– Fokusthema AOK PLUS: Digitale Gesundheit
– Perspektive: Gut versorgt – auch im Jahr 2030
– AOK Gesundheitsnetzwerk