Wie geht es dem alten Ehepaar?

Jetzt ist es mit der Einheit schon 25 Jahre her. Wir feiern Silberhochzeit. Aber wie geht es dem alten Ehepaar eigentlich gesundheitlich? Die Unterschiede waren zu Beginn beträchtlich. Ob Lebenserwartung, Trinkgewohnheiten oder Kaiserschnittgeburten. Die Trennung hat ihre Spuren hinterlassen, hüben wie drüben. Wir haben ein paar interessante Gesundheitszahlen zusammengetragen, die zeigen, nach 25 Jahren ist der Bruch fast verheilt.

Quelle: So geht Einheit, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2015) / (Datengrundlage: Human Mortality Database/Vogt 201321)
6 Jahre mehr: Heute zwischen Rostock und Zwickau geborene Jungen können mit etwa sechs Lebensjahren mehr rechnen als jene, die kurz vor der Wende zur Welt gekommen waren. Bei Mädchen sind es vier bis fünf Jahre. Auch die Lebenserwartung hat sich zwischen Ost und West weitgehend angeglichen. Inzwischen erhebt das Robert-Koch-Institut keine differenzierten Daten mehr nach Ost und West. Der Grund: die Unterschiede seien nur noch minimal. (Quelle: So geht Einheit, S. 49)
Vergreisung im Osten: Markanter ist die Entwicklung der Senioren ab 65 Jahren. Deren Anteil an der Bevölkerung in den ostdeutschen Flächenländern ist in den vergangenen 25 Jahren um zehn Prozentpunkte gestiegen und damit doppelt so stark wie in den westlichen Flächenländern. In Sachsen und in Sachsen-Anhalt stellt diese Altersgruppe heute fast ein Viertel der Bevölkerung. Auch die Pflegequoten (Pflegebedürftige je 100 Einwohner) in den ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (4,5), Brandenburg (4,2), Thüringen (4,0) und Sachsen (3,7) waren unter allen Bundesländern am höchsten. (Quelle: Statis. Bundesamt, 25 Jahre Deutsche Einheit, S. 100)
Das West-Herz schlägt länger: Wenngleich sich die Lebenserwartung weitgehend angeglichen hat, wiesen die fünf ostdeutschen Bundesländer 2012 die höchste Herzinfarkt-Sterblichkeit auf. Anfang der 90er-Jahre starben im Osten fast eineinhalb Mal so viele Menschen wie im Westen. Dennoch gab es im Osten im Vergleich zum Westen einen stärkeren Rückgang der Herz-Kreislauf-Mortalität. (Quelle: RKI, 20 Jahre Einheit, S.52)
Heuschnupfen-Nase: Allergische Erkrankungen sind ein häufiges Gesundheitsproblem. Nach der Wende waren allergische Erkrankungen zunächst häufiger im Westen zu beobachten. Zum Osten gab es deutliche Unterschiede. Die Prävalenz von Heuschnupfen lag in den alten Bundesländern mit 10,6 % deutlich über der in den neuen Bundesländern mit 5,8 %. Im Laufe der Jahre und mit der Anpassung an »westliche Lebensumstände« sind bezüglich Asthma, Heuschnupfen, Neurodermitis und allergischer Sensibilisierung keine Ost-West-Unterschiede mehr auszumachen. (Quelle: RKI, 20 Jahre Einheit, S.80)
Pfeffi und Stroh 80: In den 1980er Jahren war die DDR inoffizieller Weltmeister im Schnapstrinken. Zwischen 1950 und 1989 stieg der Schnapsgenuss von 1,3 Liter pro Einwohner auf über 15 Liter – Säuglinge und Greise eingeschlossen. Folge: Mit 17,3 Sterbefällen je 100.000 Einwohner gab es im Osten deutlich mehr alkoholbedingte Sterbefälle als im Westen. In Mecklenburg-Vorpommern starben 1990 sogar fast dreimal so viele Menschen an den Folgen des Alkoholmissbrauchs als im Bundesdurchschnitt. Selbst heute noch legen 39 Prozent der Sachsen und Thüringer ein riskantes Trinkverhalten an den Tag. (Quelle: So geht Einheit, S. 50)
Weniger Babys: Seit 1990 wurden in den vergangenen 25 Jahren in den neuen Ländern knapp 39 Prozent weniger Babys geboren, im Westen gibt es die gleiche Tendenz mit 22 Prozent. 1989 lag das durchschnittliche Alter von Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes in der DDR bei 22,9 Jahren; in der West-BRD waren die Frauen bei der ersten Geburt 26,8 Jahre alt. Bis 2013 stieg das Gebäralter der ostdeutschen Mütter bei der ersten Geburt um mehr als fünf Jahre auf 28,1 Jahre an. In Westdeutschland liegt es aktuell bei 29,5 Jahren. (Quelle: Statis. Bundesamt, 25 Jahre Deutsche Einheit, S. 18)
Der Osten schneidet seltener: Doch wie kommen unsere Babys auf die Welt? Aktuelle Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) bestätigen, dass in Deutschland knapp jede dritte Krankenhausentbindung als Kaiserschnitt erfolgt. Auch nach 25 Jahren gibt es bei Kaiserschnitten ein klares West-Ost-Gefälle. Danach liegen die neuen Bundesländer allesamt unter dem Bundesschnitt. Während im Jahr 2014 im Saarland 38,8 Prozent der Babys per Kaiserschnitt zur Welt kamen, waren es in Sachsen nur 24,6 Prozent. (Quelle: AOK-Wido, G+G)
Medizinische Versorgung: Im Zeitverlauf ist die Ärztedichte in ganz Deutschland gestiegen (+ 45 %). Im Osten sogar überdurchschnittlich. Die Spanne reicht von + 55 Prozent in Sachsen bis zu jeweils + 66 Prozent in Brandenburg und Thüringen. Der Anteil ausländischer Ärztinnen und Ärzte hat sich seit 1991 deutschlandweit mehr als verdoppelt (2013: 8,7 %) und liegt in Ostdeutschland mittlerweile höher als in Westdeutschland. (Quelle: Statis. Bundesamt, 25 Jahre Deutsche Einheit, S. 95)